Lutherschule

Gegenstand des Wettbewerbs war ein Erweiterungsneubau für das Gymnasium Lutherschule in Hannover.

Der Neubau steht als kompakter fünfgeschossiger Baukörper zurückgesetzt in der Baulücke. Die Fassade aus gefärbten Sichtbetonfertigteilen nimmt die Stilelemente Bogen und Relief des historistischen Haupthauses auf. Aus diesen wird eine stringente, modulare Fassadenordnung entwickelt. Die identitätsstiftende, unverwechselbare Erscheinung des Gebäudeensembles wird so gestärkt. Klassenräume bilden geschossweise Cluster, und werden um zentrale Begegnungsräume gruppiert.

Städtebauliche Einbindung
Der Neubau nimmt die Traufhöhe des benachbarten Bestandes auf. Die zurückgesetzte Lage des Gebäudes weitet den Straßenraum auf. So wird die besondere Bedeutung des Gebäudes und der Lage an der U-Bahn Haltestelle betont. Der tiefere Gebäudeteil an der Schulhofseite ergibt sich aus den Klassenraumclustern. Er ist ein Geschoss niedriger, und so für den Hof verträglicher. Das Gebäude könnte alternativ auch zum Vorteil des Schulhofs um einige Meter weiter in Richtung Straße gerückt werden, ohne dass die städtebauliche Geste an der Vorderseite schaden nähme, oder der hochbauliche Entwurf geändert werden müsste.

Fassade
Die Fassadenordnung wird von dem Gebäuderaster und einem Korbbogenrelief geprägt. Durch Überlagerungen wird das Relief zu zwei resultierenden Spitzbögen weiter differenziert. Die sich ergebenden Öffnungen können sowohl Fenster, als auch eine tiefere Ebene des Fassadenreliefs bilden. Vor Nebenräumen werden perforierte Bereiche vorgesehen. Die Fassade wird aus vorgehängten Betonfertigteilen zusammengesetzt, deren Schalaufwand durch das regelmäßig wiederkehrende Grundmotiv stark reduziert werden kann. Die Fertigteilstöße sind in die Gestaltung bewusst integriert. Die Oberfläche und Farbigkeit wird der Natursteinfassade des Hauptgebäudes angeglichen.

Vertikalerschließung/Brandschutzkonzept/Barrierefreiheit
Ein zentraler Eingangsbereich erschließt das Gebäude von beiden Seiten. Von hier führt das Haupttreppenhaus zu den Obergeschossen. Das Gebäude ist in zwei Brandabschnitte unterteilt, die über Brandschutztüren verbunden sind. Den beiden Brandabschnitten ist jeweils ein notwendiges Treppenhaus zugeordnet. In jedem Geschoss stehen so zwei bauliche Rettungswege zur Verfügung. Die Mittelzone der Klassenraumcluster sollte auf dem Wege einer Befreiung möglichst nicht als notwendiger Flur eingestuft werden. Das Grundrisskonzept funktioniert aber auch, falls diese Befreiung nicht erteilt wird. Das Gebäude ist vollständig barrierefrei.

Grundrisse
Im Erdgeschoss sind die Räume der Ganztagsbetreuung angeordnet.

Im 1. Obergeschoss sind vier Klassenräume um einen zentralen Begegnungsraum gruppiert. Hier befindet sich auch ein Lehrerzimmer mit Nebenräumen.

Im 2. Obergeschoss sind ebenfalls vier Klassenräume um einen zentralen Begegnungsraum gruppiert. Hier befindet sich auch der große Differenzierungsraum.

Im 3. Obergeschoss sind die Naturwissenschaftlichen Räume mit Nebenräumen zusammengefasst.

Im 4. Obergeschoss befinden sich Kunsträume und die Schulbibliothek. Eine Dachterrasse könnte von der Bibliothek aus erschlossen werden.

Im Untergeschoss ist ein großer Fahrradraum vorgesehen. Dieser wird über eine Außenrampe erreicht.

Bauweise/Wirtschaftlichkeit Das Gebäude kann in konventioneller Massivbauweise kostengünstig errichtet werden. Die Außenwände sind tragend ausgebildet. Auskragende Bauteile gibt es nicht. Dank des moderaten Glasanteils und des hohen Vorfertigungsgrades, und liegen die Kosten für die Fertigteilfassade im Rahmen. Die kompakte Bauweise bewirkt ein günstiges A/V-Verhältnis, und ein günstiges Verhältnis von Hauptnutzflächen zu Verkehrsflächen.

Freianlagen
Der Vorplatz wird als einladende Geste der Lutherschule Richtung Engelbosteler Damm aufgefasst. Das Entreé ist zugleich Eingang, Begegnungsraum und Pausenhof für die Schüler und Besucher.
Großformatige Granit- oder Betonsteinplatten (z.B. 30x60cm) bilden eine einen leicht geneigten Vorplatz aus, der mit langen Holzpodesten zum Verweilen unter Bäumen einlädt. Hier kann ausgeruht, Beobachtet und sich Ausgetauscht werden. Eine niedrige Einfassungsmauer mit einem breiten Heckenparterre trennt den Vorplatz von dem umgebenden Straßenland ab, die geforderte Zaunanlage ist unauffällig in der Gehölzpflanzung eingebunden und ermöglicht das Abschließen des Schulgeländers in den Abendstunden. Eine komfortable Rampe führt auf kurzem Weg von der Straßenfront in den sicheren, witterungsgeschützten Fahrradkeller. Die westlich des Neubaus liegende Hoffläche ist ein klassischer Pausenhof mit z.T. altem Baumbestand, großzügigen befestigten Flächen für Bewegungsfreiheit und breiten Holzdecks und Bänken als Sitzangebot. Das anfallende Regenwasser wird in einer Rigole gesammelt und auf dem Grundstück versickert bzw. verzögert nach Bedarf eingeleitet. Die Lage des Rigolenbauwerkes könnte z.B. unter dem Vorplatz liegen.

 

 

WBW 2018  
Planung  2018
Fläche 3.815 qm BGF
Bauherr Landeshauptstadt Hannover
Standort Hannover
Team Julian Hillenkamp, Christoph Roselius, Tania Lembke, Jana Scherer, Katharina Riefenstahl