Wohnquartier Westerland

Städtebau

Das Quartier nimmt Maßstab und Gebäudesprache des Ortes in zeitgemäßer Weise auf, und gibt den Bewohnern ein freundliches neues Zuhause. Die Häuser werden zu Nachbarschaften angeordnet. Ein Erschließungsring verbindet sie miteinander. Sie umschließen eine gemeinsame grüne Mitte.

Die Bebauung reagiert auf die Umgebung: Sie ist dreigeschossig und geschlossener am Bahnweg im Norden, und zum Gewerbegebiet im Westen. Sie ist offener und niedriger entlang der Friesischen Straße im Süden. Reihenhäuser vermitteln zu den kleineren Bestandsbauten am Westrand.

Mit Versätzen und Farbwechseln werden die Baukörper untergliedert, und so trotz der höheren Geschossigkeit und größeren Baumasse in den kleinteiligen Maßstab der Umgebung eingefügt. Satteldächer und Backsteinfassaden entsprechen dem Kontext der Nachbarschaft. Die Gebäude stehen traufständig zur Straße. An Durchgängen und Straßenecken werden die quartiersprägenden Giebelwände sichtbar. Gebäudeeingänge gegenüberliegender Gebäude sind immer zueinander ausgerichtet, um das nachbarschaftliche Miteinander zu fördern.

PKW-Erschließung / Rettungswege / Ruhender Verkehr

Das vorgegebene Erschließungskonzept wird prinzipiell umgesetzt: Eines S-förmige Erschließungsstraße verbindet den Bahnweg mit der Friesischen Straße. Eine Wohn- und Spielstraße komplettiert die ringförmige Erschließung. Der Erschließungsring wird gegenüber der Vorgabe etwas näher an die Grundstücksgrenzen gerückt. Auf diese Weise werden sämtliche Gebäude und Parkplätze erschlossen, und eine grüne Quartiersmitte freigehalten. An den vier Richtungswechseln des Erschließungsrings werden die Fußgängerbereiche zu Nachbarschaftsplätzen aufgeweitet.

Eingegrünte Parkplätze sind jeweils seitlich an den Giebelseiten der Gebäude angeordnet, sodass der Ausblick aus den meisten Fenstern nicht auf die Autos fällt. Doppel- und Reihenhäuser erhalten Parkplätze vor dem eigenen Haus. E-Ladeplätze und Stellplätze für Besucher und Carsharing werden in der geforderten Anzahl nachgewiesen. Fahrradstellplätze werden nahe der Gebäudeeingänge gebündelt.

Fußläufige Erschließung

Vielfältige Wegebeziehungen verbinden die Quartiersmitte mit den vier Quartiersplätzen. Im Süden leitet ein Weg direkt zum Spielplatz Stadumstraße.  Eine Wegeverbindung an der Nordwestecke führt zur Bushaltestelle und zum Schulzentrum.

Spätere Nachverdichtung

Zwangsläufig nehmen die Parkplätze zur Unterbringung der geforderten Stellplätze große Flächen ein. Gebäude und Parkplätze sind daher von vorne herein so platziert, dass Stellplätze später schrittweise rückgebaut und durch weitere Gebäudemodule ersetzt werden können. Teils können Gebäudereihen durch ein weiteres Modul erweitert werden, teils können freistehende Gebäude ergänzt werden. Sofern es die zukünftige Entwicklung der Mobilität zulässt, hält das Quartier auf diese Weise ein erhebliches Verdichtungspotential vor.

Hochbau/Gestaltungskanon

Das hochbauliche Programm umfasst Doppelhäuser, Reihenhäuser und modulare Geschosswohnungshäuser. Die Geschossigkeit variiert entsprechend den städtebaulichen Anforderungen. Die Gebäude sind entsprechend unterschiedlich.

Ein Gestaltungskanon diszipliniert die Vielfalt, und gibt den Häusern ein kraftvoll-archetypisches Gepräge:

  • Alle Gebäude erhalten Satteldächer. Die Dachneigung eines Gebäudetyps ist immer gleich.
  • Dächer ohne Dachüberstand, keine Gauben, kein (Krüppel-)Walm.
  • Alle Fassaden sind Backsteinfassaden. Es gibt drei Fassadensteinfarben. Diese wechselt mit jedem Haus, bzw. Modul.
  • Dachfarbe ist gleich Fassadenfarbe.
  • Einheitliche, hell abgetönte Fensterprofile.
  • Freundliche Balkongeländer und Gartenzäune aus Holzlatten.

Die Häuser sind nicht unterkellert. Abstellräume werden im Wesentlichen in den Spitzböden vorgesehen.

Geschosswohnen (Zwei-/Dreigeschossig + Staffel)

Alle Geschosswohnungsbauten werden aus zwei Grundmodulen gebildet: dem Erschließungsbaus und dem Annexhaus. 

Im Erschließungshaus befindet sich das Treppenhaus und der Aufzug, sowie je Regelgeschoss eine Zwei- und eine Dreizimmerwohnung. Im Dachgeschoss befindet sich eine Dreizimmerwohnung. Das Erschließungshaus ist immer gleich breit und tief.

Die Wohnungen des angedockten Annexhauses werden über das Erschließungshaus erreicht. In einem Regelgeschoss sind immer zwei Wohnungen vorgesehen. Die Länge des Annexhauses kann nach Bedarf und städtebaulicher Lage variieren. Auf diese Weise können Zwei- Drei- oder Vierzimmerwohnungen gewählt werden.

Zu diesem Grundprinzip gibt es je nach Bedarf des Wohnungsschlüssels, der städtebaulichen Lage und der Ausrichtung flexible Anpassungen, und wechselnde Geschossigkeiten.

Reihenhäuser (Ein-/Zweigeschossig + Staffel)

Es werden zwei Reihenhaustypen vorgesehen, um auf die verschiedenen städtebaulichen Situationen zu reagieren: Die eingeschossigen Dreizimmer-Reihenhäuser sind etwas breiter, und eingeschossig mit Schlafzimmern im Dachgeschoss. Das Vierzimmer-Reihenhaus ist etwas schmaler, und ein Geschoss höher. Je zwei Wohneinheiten werden gespiegelt und zu einem Haus zusammengefasst.

Doppelhäuser

In den Doppelhäusern werden Wohnungen mit fünf Zimmern hergestellt.

Bestandsgebäude

Das Bestandsgebäude am Bahnweg wird erhalten, und zu einem Wohnungsbau umgebaut.

Konstruktion, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Entsprechend der Vorgabe sind die Gebäude in konventioneller massiver Bauweise geplant. Nachhaltigere Alternativen, etwa bei der Wahl der Dämmstoffe sollten bevorzugt werden.

Eine wesentliche Einsparung grauer Energie ergibt sich durch den Verzicht auf Keller. Wir schlagen vor, die vorhandenen Ziegelsteine aus den Abzubrechenden Bestandsgebäuden zu bergen, und im Neubau wiederzuverwenden. Diese Praxis hat sich vielfach sich bewährt, und würde einen signifikanten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Die Wirtschaftlichkeit des Konzeptes ergibt sich aus vier Faktoren:

  1. Die Planung mit Gebäudemodulen verkürzt und vereinfacht den Planungs- und Kalkulationsaufwand.
  2. Der Wiederholungsfaktor senkt die Preise.
  3. Die konventionelle Bauweise erweitert das Bieterfeld, und macht das Bauvorhaben für Generalunternehmer attraktiv.
  4. Die Ausbildung von Vierspännern reduziert die Anzahl erforderlicher Treppenhäuser und Aufzüge.

Außenanlagen

Fünf Elemente prägen den Freiraum:

  1. Nicht nur die Doppel- und Reihenhäuser, sondern auch alle Erdgeschosswohnungen erhalten einen Garten. Das öffentliche Grün wird auf die Quartiersmitte reduziert.
  2. Die grüne Quartiersmitte wird intensiv mit Freizeitangeboten qualifiziert. Neben einem großzügigen Spielplatz werden auch Sportangebote und ein kleines Quartiershaus für gemeinsame und private Feste vorgesehen.
  3. Platzartige Aufweitungen am Erschließungsring markieren die Nachbarschaften. Baumbestand und Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen und Spielen vor der eigenen Haustür ein.
  4. Die unvermeidlichen Parkplätze werden mit Hecken eingegrünt, und mit Bäumen untergliedert.
  5. Verdichteter Baumbestand entlang der Quartierseingänge und Grenzen, zur Markierung der Plätze, und zur Gliederung der grünen Mitte, geben dem Quartier ein durchgrüntes Gepräge.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        


 

 

 

VgV 2023 1. Preis
Planung 2023
Realisierung 2025
Wohnfläche  ca. 18.000 m²
Bauherr KLM Sylter Wohnen
Standort Westerland/Sylt